Luxus

Was für ein unglaublicher Luxus, im Urlaub nicht von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu hetzen, sondern sich mit einem Feuilleton in die Sonne zu setzen und mit den Augen anderer Menschen auf unsere Kultur zu schauen – auf das, was unser Menschsein also eigentlich ausmacht.

Eine ganz besondere Form des Luxus ist es überdies, wenn dieses Feuilleton (der zeitlichen Enge des normalen Lebens geschuldet) nicht aus der aktuellen Ausgabe der Zeitung stammt, sondern vielleicht schon Monate alt ist. Wenn man also den Blick auf eine Welt erhält, die sich inzwischen schon wieder weitergedreht hat, in der manche Voraussagen eingetroffen, andere auf das Schlimmste übererfüllt, wieder andere weit verfehlt wurden. In der noch über den künftigen französischen Präsidenten gemutmaßt wird, wähend Manuel Macron schon längst seinen Antrittsbesuch gemacht hat.

Vielleicht sollte man generell die Zeitung von heute erst einmal für ein paar Wochen oder gar Monate reifen lassen; mehr noch als es eine Wochenzeitung ohnehin schon tut, selbst noch mehr als eine Monatsausgabe. So erlebte man viel eher, wie wenig unsere Sorgen gerechtfertigt sind – oder wie wenig Einfluss wir leider dann doch auf die Weltenläufte haben. Und ein weiterer unschätzbarer Vorteil wäre, dass wir uns als Leser vielleicht schon ein eigenes Urteil gebildet haben, das wir dann gegen das des Kolumnisten stellen können – statt wie so oft nur die Nachricht zur Kenntnis zu nehmen.

Vielleicht ein guter Vorsatz für die Zeit nach der Rückkehr aus dem Urlaub – oder doch nur eine verschwurbelte Idee eines von Urlaubssonne geblendeten Geistes…

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